Garantiezins erneut beerdigt

Totgesagte sterben öfter! Das Finanzministerium hat vorgeschlagen, den Garantiezins erneut abzusenken. Ab dem 01.01.2017 soll gelten: 0,9%.

Entsprechende Pressemeldungen dazu lesen sich verblüffend gleich:

Teil 1: Der Garantiezins wird gesenkt! Noch weiter nach unten! Ojeoeje! Ende des Modells Lebensversicherung! Panik!

Teil 2: Eigentlich ist das egal, da die Versicherungsbranche sich im Neugeschäft weitestgehend ohnehin aus dem Garantiegeschäft verabschiedet hat und für Altverträge die einst abgeschlossenen Konditonen gelten.

Es erschließt sich nicht so ganz, warum Teil 1 den Marktschreier und Teil 2 den Beruhigungstee gibt, aber so funktioniert offensichtlich mediale Aufmerksamkeit. Der Garantiezins wurde hiermit jedenfalls zum x-ten Mal beerdigt.

Erkenntnisse, die sich hinter der Meldung verbergen (nein, so neu sind die auch nicht, aber man kann sie nicht oft genug wiederholen):

  • für die Versicherer mag es allein aus Vertriebsgründen verlockend gewesen zu sein, in den 1990er Jahren bis zu 4% Garantiezins auch für sehr lange Laufzeiten zuzusagen. An sich aber ist der Hochmut, 40 Jahre zukünftiges Marktgeschehen vorausahnen zu wollen, nicht mehr zu überbieten. Wir erleben gerade das Scheitern dieser Idee.
  • der Sicherheitsbegriff muss neu gedacht werden. Was ist “sicher” daran sich reale Verluste zusagen zu lassen? Hochzinsphasen dürften auf lange Sicht vorbei sein – die Beteiligung an produktiven unternehmerischen Kräften gehört jetzt in den Fokus.
  • dementsprechend muss auch der Risikobegriff neu gedacht werden: wo ist bei breiter Streuung und Haltedauer von mindestens 15 Jahren das Risiko einer Aktienfondsanlage?

Dem heutigen Altersvorsorgesparer kann es also relativ egal sein, wohin der Garantiezins geht, wenn er sich den realen Gegebenheiten der Märkte stellt.