Geld und Investieren – ein Einstellungsproblem?

Geld heute und Geld morgen ist in vielen Fällen ein hochemotionales Thema. Diese Erfahrung mache ich immer wieder in meinen Beratungsgesprächen.

Wer fleißig bei Fairanleger mitliest und auch ansonsten für Fakten offen ist, kennt das kleine Einmaleins einer langfristigen Anlagestrategie: keine Angst vor dem Aktienmarkt, breit streuen, auf Kosten achten und durchhalten.

Nun leben wir inzwischen in der Zeit des zinlosen Risikos, was vermeintliche sichere Anlagen angeht. Wenn man – ganz vorsichtig, versteht sich – in einer Beratung auf z.B. Aktienfonds zu sprechen kommt, entstehen “interessante” Situationen.

1) Kundin A “versteht das alles nicht” und möchte lieber was “sicheres”. Ich habe sie ganz frech gefragt, ob sie die “sicheren” Anlagemöglichkeiten denn versteht und sie mir deren Funktion kurz erklären kann. Sie konnte nicht. Der Bauch entscheidet!

2) Kundenpaar B zuckt merklich zusammen. Aktienfonds, da habe man zum einen schlechte Erfahrungen, zum anderen habe man ohnehin wenig Verständnis für das Thema “aus Geld Geld machen”. Mein Lieblingsbeispiel “von der Dusche bis jetzt” (also die Frage, welche Produkte wie Duschgel, Zahnpasta, Brotaufstrich, Auto, Smartphone etc. man am Tag bisher benutzt hat) zeigte natürlich einmal mehr, das ganz viele Dinge des Alltagsgebrauchs von börsennotierten Unternehmen produziert werden, die die beiden auch nutzen. Dennoch, das Thema musste noch sacken. Der Bauch entscheidet!

3) Auch Kunde C war voller Sorge – und rutschte wirklich auf dem Stuhl hin und her! Grund: Papa hatte damals mit der Telekom-Aktie “ordentlich” Geld verloren. So gut 200 D-Mark. Klar, kein Grund zur Freude, aber ein klares Beispiel, wie man nicht investieren sollte: in einen Einzeltitel und dann noch in einer Euphorie-Welle. Immerhin konnten wir beide dann drüber lachen. Aber auch hier galt zunächst: Der Bauch entscheidet!

Wie entstehen aber solche Bauchentscheidungen und Voreinstellungen? Im Regelfall sind es entweder eigene oder “geerbte” Erfahrungen. Oft sind es aber einfach auch fest sitzende Voreinstellungen und Glaubenssätze, die man aus dem Elternhaus und/oder seinem sonstigen Umfeld mitgenommen hat.

Da ist Geld dann böse, die Reichen haben es nur anderen weg genommen, man wiederholt sich immer das Mantra des vermeintlichen Risikos, Geld verdirbt den Charakter, wächst nicht auf Bäumen etc. etc. etc.

Bei der Altersvorsorge kommt dann oft noch “ich lebe ja auch heute!” – was einem klar macht, dass Geld (und zwar das ausgeben heute) doch ganz schön wichtig und irgendwie gut ist…

Vielleicht aber sollte man Geld einfach neutraler sehen? Geld ist da und erfüllt einen gewissen Nutzen. Dach über dem Kopf, etwas im Magen und so weiter. Damit das so bleibt (auch im Alter), sollte man jetzt und in Zukunft etwas dafür und damit tun.