Da haben wir ihn nun also, den Nullzins. Und auch wieder ein gewaltiges Rauschen in der Medienlandschaft. Aus ganz schlimm wird noch viel schlimmer.
Weil der Leitzins durch die EZB von 0,05% auf 0,00% abgesenkt wurde!?
Was bedeutet das konkret? Experten meinen:
- Lebens- und Rentenversicherungen leiden noch mehr, da ihr Hauptanlageprodukt – Staatsanleihen – kaum noch Renditen abwerfen und zudem die hohen Altgarantien (bis zu 4%) drücken.
- Tagesgeld, Sparbuch & Co.: hier gibt es noch weniger als bisher (auch schon fast nichts) zu holen.
- Kredite: werden wahrscheinlich nicht noch billiger, da eventuelle Negativzinsen Kredite verteuern würden.
- Fonds: Anleihefonds (Renten, Geldmarkt) werden weiter Federn lassen.
Das ist an sich nicht falsch. Wie aber kann Ottilie Normalsparerin konkret reagieren?
- zunächst ist eins wichtig: gibt es einen Plan? Wenn keiner das Ziel kennt, sind alle Wege richtig (okay, 5 EUR ins Phrasenschwein). Aber wenn Ottilie für die Rente mal ein bisschen vor sich hinspart, ohne jemals die Sparrate und die notwendige Rendite für die Zielerreichung kalkuliert zu haben, hat sie riesige Chancen, ihr (eigentlich ja vorhandenes) Ziel kilometerweit zu verfehlen.
- Lebens- und Rentenversicherungen, die sie schon hat, müssen überprüft werden. Garantiezins, Überschüsse, Altlasten des Versicherers (hat er besonders viele Garantielasten aus vergangenen Zeiten zu schultern?) und ganz wichtig die aktuelle Finanzkraft gehören auf den Prüfstand.
- Garantien an sich müssen schlicht mit Vorsicht genossen werden. Sind die Zinsen tief im Keller, sind im Umkehrschluss Garantien sauteuer.
- Staatlich geförderte Vorsorgen sind in der Regel zwingend mit Garantien versehen. Hier ist die nackte Förderrendite zu berechnen. Ist die zu niedrig (Anspar- UND Verrentungsphase beachten), spricht wenig für die Lösung.
- Gleichzeitig müssen Vorurteile abgebaut werden: breit gestreute Investitionen in globale Aktienfonds sind langfristig die lukrativste Anlageform. Zu unsicher? Hören Sie nicht auf den “Quatschi” auf Ihrer Schulter.
- Zinstief auf dem Tagesgeldkonto? Muss an sich akzeptiert werden. Und: 2,5% Tagesgeldzins bei 2% Inflation und 0,5% Tagesgeldzins bei 0,2% Inflation – so riesig sind die Unterschiede der Realzinsen gar nicht.
- Edelmetalle? Im Ensemble Goldmünze-Acker-Saatgut-Gewehr für die totalen Pessimisten vielleicht (bitte stangenweise Zigaretten beimischen!). Ansonsten ist Vorsicht mal wieder die Mutter der Porzellankiste. Edelmetalle sind oft Greater Fool Investments. Einen Gewinn kann Ottilie im Zweifel nur einstreichen, wenn sie morgen einen solchen “greater fool” findet, der ihr mehr Geld für ihre Edelmetalle gibt, als sie heute dafür hingeblättert hat.